UPDATE! Morpheus: Künftige Änderungen für Frauen

Update, 2. April: Der gestern, am 1. April, an dieser Stelle veröffentlichte Beitrag (s.u.) war natürlich nicht ernst gemeint. Alle Ankündigungen darin sind erdacht und falsch! Der vor Klischees und Sexismus triefende Text hat aber dennoch einen mehr als wahren Kern.

Tatsächlich haben wir bewusst diverse Probleme innerhalb unserer Gesellschaft, von der zumeist Frauen betroffen sind, aufgegriffen und in einen satirischen Text verarbeitet. Jedes Klischee, jedes Problem, jede Aussage existiert tatsächlich oder wird von Personen und zuweilen auch Institutionen erschaffen und gesagt. Sei es der Lohnunterschied, der Umgang mit Belästigungen und übergriffigem Verhalten, das Verteidigen und Kleinreden von Problemen, die Symbolpolitik und die Klischees – alles der Realität entnommen. Traurig, aber wahr.

Auch im Bereich Pen&Paper-Conventions können wir uns hiervon nicht freisprechen. Zu gerne betonen wir, wie aufgeschlossen, liberal und inklusiv unsere kleine Hobby-Szene ist. Was in weiten Teilen auch stimmt, keine Frage! Wer jedoch behauptet, es gäbe keine Probleme mit übergriffigem, belästigendem oder sexistischem Verhalten, verschließt mutmaßlich die Augen.

Das im Ursprungstext genannte exzessive Anspielen und In-Game-Flirten ist dabei nur ein Punkt. Auch abseits des Spieltischs kann es zu unangenehmen Situationen kommen. Diese reichen von unangemessenen Sprüchen über Verfolgen und Aufdrängen bis hin zu expliziten körperlichen Grenzüberschreitungen. Oft versteckt vor der Menge, zuweilen auch mittendrin im Geschehen – und zu oft wird weggesehen oder Fehlverhalten gar geschützt.

In den letzten Jahren hat zusehends bei immer mehr Veranstaltungen eine Sensibilisierung stattgefunden für das Thema. Diesen Weg wollen wir als Morpheus-Orga weitergehen, gemeinsam mit anderen Conventions der Szene.

Hierzu wollen gemeinsam mit anderen Veranstaltungen klare Verhaltensregeln (bekannter in den USA als „Anti Harrasment Policy) ausarbeiten. Dies mag als Symbolpolitik gelten – und das soll es in dem Fall auch: Ein klares Zeichen setzen, dass wir das Thema und Betroffene ernst nehmen – allen soll klar sein, dass wir ein offenes Ohr haben und bereit sind zu handeln.

Zudem wollen wir mit unseren Con-Partner*innen mittelfristig daran arbeiten, innerhalb des Netzwerks deutscher Pen&Paper-Cons für das Thema zu sensibilisieren – um gemeinsam daran zu wachsen und unsere Veranstaltungen zu einem besseren Ort zu wachsen. Dass es auf unseren Veranstaltungen sicherer ist als woanders, mag stimmen – darf aber kein Grund sein, sich damit zu begnügen und die Veranstaltungen nicht noch besser und sicherer.

Lasst uns gemeinsam die Augen und Ohren aufhalten – auf unseren geliebten Cons, an den Spieltischen und nicht zuletzt auch im Alltag. Lasst uns nicht hinnehmen, dass es noch immer Geschlechterungerechtigkeiten gibt. Ob auf dem Morpheus, anderen Cons oder sonst wo – jede Form von Diskriminierung, Sexismus und anderen übergriffigen Verhalten hat nirgendwo etwas zu suchen, und es liegt an uns allen, genau dafür zu sorgen.

Ursprungsbeitrag:

Herne, 1. April 2021. Auf zukünftigen Morpheus-Cons der Herner BuRG e.V. wird es eine getrennte Preis-Struktur für Männer und Frauen geben. Demnach sollen alle Preise für Verzehr und Tombola für Frauen pauschal 10 % niedriger sein als für Männer.

Begründung

„Frauen verdienen in Westdeutschland durchschnittlich 20% weniger als Männer – da sind 10 % Rabatt doch eine tolle Sache für Mädels!“ zeigt sich die Orga begeistert. Dass man „nur“ 10% Rabatt gewährt, obwohl der Einkommensunterschied doppelt so viel beträgt, ist dabei leicht erklärt: Man will Männer nicht unnötig verschrecken und hat daher diesen Kompromiss gewählt. „Männer sind eben unsere Hauptklientel – die wollen wir nicht verlieren. Zumal sie uns meist dauerhaft als Besucher erhalten bleiben, während Frauen nach Familiengründung und Geburten oft viel zuhause sind und nur noch selten auf Cons gehen – im Gegensatz zu ihren Männern.“

Dennoch soll der Morpheus eben auch nochmal etwas attraktiver sein für Frauen: Schließlich wissen viele Rollenspieler, wie sehr eine Spielrunde durch attraktive Damen aufgewertet wird. Es ist schade, dass immer noch viele Runden ohne Frauen stattfinden. „Wen soll mein sexgeiler Charakter denn dann angraben? Etwa die hübsche Elfe, die mein Kumpel spielt? Sorry, aber das ist mir zu schwul!“, wird anonym ein Spieler zitiert.

Auf der Gegenseite spielen viele Frauen nicht auf Conventions, wodurch ihnen wertvolle Erfahrungen und Interaktionen verloren gehen. Neben viel Aufmerksamkeit durch die männlichen Mitspieler ergibt sich im Rollenspiel auch ein angenehmer Umgang in lockerer Atmosphäre – lustige Sprüche inbegriffen. „Manchmal sinkt das Niveau natürlich, und die Gendernazis würden das vielleicht Sexismus nennen – aber hey, ist nur nett gemeint! Wo kommen wir denn hin, wenn ich eine hübsche fremde Frau nicht mehr Kleine oder Schätzchen nennen darf!?“, wird der logische Standpunkt erklärt.

Komplimente und Gesellschaft

Glücklicherweise sind solche angeblich „übergriffigen“ Verbalaktionen kein echtes Problem. Die meisten Frauen sind schließlich eh daran gewöhnt, und auch körperliches Aufdrängen ist bekannt. „Ist doch nichts Schlechtes? Ist doch quasi ein Kompliment!“, heißt es, was leider von einigen Frauen nicht verstanden wird – was aber natürlich deren Problem ist. Dies wird bestätigt durch Reaktionen der Mitmenschen, die im Laufe des Lebens häufig gemacht werden – sei es durch die Nachbarn, Lehrer oder auch die Polizei. Da diese beispielsweise zuweilen auch Opfern körperlicher Gewalt sagt, dass Anzeigen zwecklos seien, oder für Nichtigkeiten wie einen kleinen Grabscher nicht einmal vorbei kommen, wird klar gezeigt: Hier kann kein Problem vorliegen – wenn, dann in den Köpfen der Frauen, die sich vielleicht besser fragen sollten, ob sie es nicht selbst herausgefordert haben.

Letztlich sollten solche Frauen lernen, sich selbst besser zu kontrollieren und an den gesellschaftlichen Umgang mit ihrem Geschlecht zu gewöhnen. Warum sollte es auch andersrum sein? Glücklicherweise gibt es für jene, die sich nicht an die Gesellschaft anpassen wollen, beim Morpheus eine einfache Lösung: „Sie können ja jederzeit gehen – niemand wird gezwungen auf unserer Veranstaltung zu verweilen!“, erklärt die Orga – womit etwaige Probleme im Empfinden der Frauen leicht für diese zu lösen sind. Eine Alternative zu diesen beiden Optionen besteht jedenfalls nicht. „Was sollten wir denn tun? Einen guten, erfahrenen Mann ermahnen oder gar verweisen – wegen einer Frau? Alleine der Gedanke ist lächerlich“, wird betont, was aber eh allen klar sein müsste. Zumal mit hübscher, aber nutzloser Symbolpolitik in der Breite unserer Gesellschaft bereits viel für Frauen getan wird – unser geliebter Rollenspielbereich sollte da nicht auch noch mitmachen.

Änderung der Frauen-Maßnahmen

Dementsprechend erklärt die Orga, dass es doch keine Rabatte für Frauen geben wird auf der Veranstaltung. „Eigentlich braucht man nichts zu ändern!“, zumal der Lohnunterschied ja nicht den Männern angelastet werden könnte: „Wenn Frau weniger verdient, wird es wohl an ihrer Leistung liegen – woran sollte es auch sonst liegen?“ Ein Argument, dem nichts entgegen zu setzen ist – zumal Frauen ihr Geld ja zudem eh lieber für Kleidung, Schuhe und Kosmetik ausgeben.

Finanzielle Einnahmen durch Frauen wären daher wohl auch mit Rabattaktionen nur geringfügig zu erreichen – und Spaßbremsen, die sich wegen ein paar flotten Sprüchen ärgern, will ja eh niemand auf der Con haben. Hieraus kann nur eine Konsequenz erfolgen: Eine klare Ansage über angemessenes Verhalten auf dem Morpheus. „Wir wollen niemandem den Zutritt verwehren“, erklärt die Orga, aber eines sei klar: „Wer sich danebenbenimmt und mit lieb gemeintem Sexismus und aufdringlichen Flirts nicht klarkommt, hat hier nichts zu suchen!“ Spieler und Spielleiter sind dazu aufgerufen, das Thema nicht zu ignorieren: Wenn Frauen sich derart schlecht benehmen, und zum Beispiel auf unfreiwilligen Körperkontakt zickig oder launisch reagieren, können diese jederzeit der Orga gemeldet werden. „Wir führen dann ein Einzelgespräch mit der jeweiligen Frau, und werden sie ermahnen oder im Zweifelsfall der Veranstaltung  verweisen“, stellt die Orga klar und zeigt, dass sie für diese spezielle Problematik sensibilisiert ist.

Das Problem ist dabei nicht neu: Immer häufiger gibt es Versuche von Frauen, über ihr Empfinden und angemessenes Verhalten ihnen gegenüber selbst zu bestimmen. „Schon ewig haben überwiegend Männer gesellschaftlich bestimmt, was für Frauen richtig ist – warum sollte sich dies ändern?“, wundert man sich. Zumal völlig unklar ist, was diese Frauen qualifizieren sollte, über sich selbst zu bestimmen – ohne männliche Hilfe.

Abschließendes Statement

Unsere Veranstaltung steht künftig dafür, sich dem Thema sensibel zu widmen und die möglichen Probleme ernst zu nehmen: Keine Toleranz für zickige Weiber ohne Humor und Verständnis für Komplimente. Denn nur in den wenigsten Fällen sei das Verhalten eines Mannes tatsächlich unangebracht – beispielsweise bei explizitem Grapschen an den Schambereich. „In den Fällen reden wir natürlich auch mit dem Mann – ohne gleich einen Verweis auszusprechen.“ Denn es sei klar, dass es sich um seltene Einzelfälle handelt, die quasi ein Versehen sind, und deswegen gleich einen Skandal daraus zu machen sei übertrieben – was auch durch die Rechtsprechung in solchen Fällen bestätigt wird. „Letztlich sind wir doch alle nur ein paar Männer, die Spaß haben wollen“.

Dennoch seien auch Frauen herzlich eingeladen, sich anzuschließen – solange sie sich anpassen und etwaige Befindlichkeiten hintenanstellen. „Wir sind liberal und für Gleichberechtigung“, erklärt die männliche Orga – „aber natürlich nur, soweit wir dafür nichts ändern müssen“.